Er gibt die Richtung vor
Daniel Mager vom Spielmannszug Oberlichtenau wurde im niederländischen Kerkrade zum "weltbesten Drum Major" gekürt. Im SportKurier Interview spricht er über Disziplin und Perfektion in seinem Sport. Dabei übernimmt er nicht nur dort Verantwortung.
Herzlichen Glückwunsch zum Titel „weltbester Drum Major“. Wie fühlt es sich an, der Beste auf diesem Gebiet zu sein?
Daniel Mager: Vielen Dank für die Glückwünsche. Bei dem diesjährigen World Music Contest in Kerkrade wurde mir zum einen die Auszeichnung „Bester Drum Major des Wochenendes“ verliehen. Der Wettbewerb läuft über mehrere Wochen, wo jeweils diese Auszeichnung verliehen wurde. Diese Ehre wurde mir für das letzte Wettbewerbswochenende zuteil. Dazu gab es eine weitere Auszeichnung für den besten Drum Major aller teilnehmenden Amateur-Orchester der WMC 2022. Ich wusste im Vorfeld, dass dieses Jahr auch diese Rubrik gekürt würde. Für unser Orchester und mich persönlich war es inzwischen die fünfte Teilnahme an diesem Wettbewerb. Als Drum Major war die WMC 2022 allerdings mein erster Wettbewerb überhaupt. Deshalb hatte ich bei beiden Auszeichnungen nicht ansatzweise eine Erwartungshaltung und war bei der Siegerehrung im Stadion mental nur auf unsere Gesamtwertung des Orchesters vorbereitet und gespannt. Von beiden Auszeichnungen war ich deshalb entsprechend überwältigt.
Natürlich machen mich beide Titel sehr stolz und spornen weiter an. Es ist eine tolle Anerkennung unserer Vereinsarbeit. Denn diese Auszeichnungen spiegeln keinesfalls nur meine persönlichen Leistungen wider, sondern sind viel mehr ein absoluter Mannschaftspreis und eine Wertschätzung unserer monatelangen Arbeit in der Vorbereitungsphase. Gewertet wird bei diesen Titeln nämlich auch die Abstimmung und Harmonie zwischen Drum Major und dem gesamten Orchester. Wie in allen Mannschaftssportarten kommt so ein Erfolg erst dann zustande, wenn alle „Zahnräder erfolgreich ineinandergreifen“ und alle Höchstleistungen erbringen.
Welche besondere Eigenschaft braucht es, diese Position auszufüllen und dann natürlich auch zu ihrer Perfektion zu bringen?
Daniel Mager: Ich denke, dass hier eine gute Mischung verschiedener Eigenschaften den Erfolg ausmacht. Zunächst ist eine gewisse Erfahrung sehr hilfreich. Ich betreibe dieses Hobby von Kindesbeinen an und durfte in den zurückliegenden Jahren viele Wettbewerbe und Showauftritte als Rhythmiker an der Paradetrommel begleiten. Taktgefühl und musikalisches Verständnis sind damit durch unsere professionelle Vereinsausbildung ein weiterer wichtiger Aspekt. Dazu hatte ich schon immer große Freude am Marschieren, an Sport und Bewegung im Allgemeinen und der Kombination, ein Instrument zu spielen und sich dabei zu bewegen.
Wie gibst du deine Erfahrungen und dein Können weiter?
Daniel Mager: Seit 2014 bin ich im SZO für die Marschausbildung verantwortlich. Die Fitness und Marschgrundlagenausbildung, von der Nachwuchsarbeit bis zum Erwachsenenbereich gehören dabei zu meinen Aufgaben. Als Drum Major sollte man, wie jeder Trainer, neben den fachlichen Fähigkeiten in puncto Fleiß, Disziplin und Ehrgeiz ein absolutes Vorbild sein und auch ständig bereit sein, an sich selbst zu arbeiten.
Spielmannszüge verbinden Synchronität durch eiserne Disziplin, aber auch musikalisches Feingefühl. Wieviel Sport steckt in dieser Sportart?
Daniel Mager :Erst mit einer guten körperlichen Fitness und motorischen Entwicklung lässt sich ein optisch ansprechender Bewegungsablauf umsetzen. Es gibt hier große Parallelen zu Sportarten wie Turnen, Tanzen, Ballett etc., aber auch Ausdauersportarten.
Die immer weiter fortschreitende Bewegungsarmut unserer Gesellschaft ist ein Negativtrend, der es unserer Ausbildung nicht unbedingt leicht macht. Wir arbeiten hier bereits im Kids- und Anfängerbereich mit einem Physiotherapeuten, um motorische Fähigkeiten in Vorbereitung auf unsere Marschgrundlagenausbildung zu schulen.
"Das Geheimnis der Perfektion liegt in der klassischen Konditionierung und meinem Lieblingsspruch: „Der Erfolg verhält sich proportional zum Übungsfleiß.“
Daniel Mager
Bedenkt man, dass besonders die Spieler von Blasinstrumenten einen Großteil ihrer Atemluft für das per-fekte Spiel ihres Instrumentes benötigen, wird deutlich, welche Leistungsanforderungen besonders im Bereich der Show- und Marchingorchester bestehen. 12 bis 15 Minuten anspruchsvolle Showmusik zu spielen und dabei exakt zu marschieren und verschiedene Showelemente zu laufen, erfordert eine gute physische Fitness und Höchstleistung.
Du hast unternehmerische Verantwortung mit dem Hotel und Restaurant „Waldblick“ in Pulsnitz. Wie verbindest du Sport, Ehrenamt und deinen Beruf und erzielst dabei solche Leistungen?
Daniel Mager: Ich treibe zwei bis dreimal wöchentlich Sport, um mich fit zu halten. Dazu begeistert mich die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in der Nachwuchsausbildung sowie das Musizieren und Mar-schieren im Marsch- und Drillkontingent. Der SZO war schon immer meine persönliche Leidenschaft und mein „Treibstoff“ für einen guten Ausgleich zum Berufsleben. Viele Erfahrungen aus der Vereinsarbeit helfen mir auch in der täglichen Arbeit in meinem Unternehmen und umgekehrt. Es ist die Arbeit mit und für Menschen, die mich immer wieder begeistert - bei allen täglichen Herausforderungen der Zeit. Zufriedene Gäste im Unternehmen sowie begeisterte Zuschauer und Fans des SZO sind der Antrieb. Leidenschaft für die Sache in Kombination mit Fleiß und Disziplin wird immer zu guten Leistungen führen. Der Erfolg ist das Ergebnis von Beharrlichkeit.
Bild: Spielmannszug Oberlichtenau e.V.
Zum Verein:
Spielmannszug Oberlichtenau e.V.
Sportart: Show- und Marchingorchester
Mitglieder: ca. 200
Gegründet: 1952
Internet: www.spielmannszug-oberlichtenau.de