Titelbild Welcher Kandidat hat die beste sportliche Agenda?
Jun 07, 2022

Welcher Kandidat hat die beste sportliche Agenda?

Dieser Sommer ist Wahlsommer im Landkreis Bautzen. Zahlreiche Kommunen wählen ihr neues Oberhaupt. Der Landkreis Bautzen wird definitiv einen neuen Landrat bekommen, denn Michael Harig scheidet nach 14 Jahren verdienstvoll aus. Doch wer wird sein Nachfolger? Wir befragten die vier Herren zu ihrer sportlichen Agenda für die kommende Legislatur


Bild von links oben nach rechts unten: Tobias Jantsch, Frank Peschel, Alex Theile und Udo Witschas

Rolle des Sports

Welchen Stellenwert räumen Sie im Falle einer Wahl zum Landrat dem organisierten Sport im Landkreis ein und haben Sie dafür bereits konkrete Vorstellungen?

Jantsch: Sport und Gesundheit ist mein Lebenswerk und begleitet mich nicht nur seit meinem 5 Lebensjahr privat, sondern mit meinem Zentrum für Gelenk- und Wirbelsäulenrekonditionierung auch beruflich. Da ich privat wie auch geschäftlich jedes Jahr Vereine finanziell unterstütze, um die Frühförderung unserer Kinder voranzutreiben, ist mir die Wichtigkeit des Vereinssportes durchaus bewusst. Dabei spielt für mich die Integrierung der Kinder aus sozial schwachen Familien eine große Rolle.
Peschel: Sport ist wichtig und begeistert viele. Egal ob im Vereinssport oder im privaten Bereich. Leider waren fast alle sportlichen Aktivitäten während Corona nicht möglich. Erst nach den Gesprächen mit den Vereinen wird man sagen können, wo konkrete Unterstützung notwendig ist. Dies wird sehr unterschiedlich sein.
Theile: Sport bedeutet Gesundheit und gehört zu den physiologischen, sozialen und individualen Bedürfnissen. Vereinsarbeit und ehrenamtliches Engagement sind unverzichtbar für die Lebensqualität in unserer Heimat und erfüllen auch eine nicht zu unterschätzende soziale Funktion. Deshalb werde ich diese stärker fördern. Das Landratsamt verstehe ich dabei auch als Dienstleister, um sie in ihrer Arbeit möglichst optimal, wertschätzend und unkompliziert zu unterstützen.
Witschas: Ich denke, die herausragende Stellung des organisierten Sports stellt sich einerseits durch seinen hohen Organisationsgrad auf der Grundlage vielfältiger Bewegungsangebote dar und andererseits in den vielschichtigen Querschnittsaufgaben, die der Sport vor allem durch das ehrenamtliche Engagement wahrnimmt. Er ist ein Ort der Gesundheitsförderung, der Demokratiebildung, der Integration und für so vieles mehr, was unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt stärkt. Die Anerkennung dieser Leistungen und die Wertschätzung der Arbeit des Ehrenamts müssen noch deutlicher in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung
rücken.

Für das Ehrenamt

Der organisierte Sport ist zum Großteil ehrenamtlich aufgestellt. Wie möchten Sie dieses Ehrenamt im Rahmen der Ihnen gegebenen Möglichkeiten unterstützen?

Jantsch: Ich möchte dem Ehrenamt durch eine Vorbild-Handlung eine größere Aussenwirkung in der Gesellschaft geben. Als möglicher Landrat werde ich weiter, so wie bereits seit Jahren und dies unabhängig von den Landratswahlen , jährlich ein Monatsnettogehalt für soziale und ehrenamtliche Projekte im Landkreis spenden. Initiative ergreifen bedeutet für mich das Vorleben gemeinschaftlichen Engagements, um den Menschen aufzuzeigen, da gibt es jemanden, der es vorlebt und nicht nur daher spricht.

Peschel: Ohne den persönlichen Einsatz unzähliger Bürger in den Sportvereinen würden viele Aktivitäten kaum umgesetzt werden können. All dieser Einsatz benötigt stärkere Anerkennung, Wertschätzung und mehr Respekt. Jedoch gibt es auch hier keine Pauschallösung. Das muss mit den Vereinen besprochen werden.

Theile: Bürgerschaftliches Engagement ist mir ein wichtiges Anliegen. Ich möchte mich mit Vertreterinnen und Vertretern der Sportvereine an einen Tisch setzen und Ihnen vor allem erstmal zuhören, um herauszufinden, wo und wie eine bessere Unterstützung notwendig ist. Die erkannten Bedarfe gilt es dann zielgenau und möglichst unbürokratisch umzusetzen. Ich stelle mir dafür regelmäßige Workshops und Diskussionsrunden vor.

Witschas: Das ehrenamtliche Engagement ist das Herzstück unserer Vereine. Und das meine ich im wahrsten Sinne des Wortes! Der Vorstand, die Übungsleiter, die vielen Helfer sind keine Dienstleister, sondern Menschen, die selbstlos Mehrwerte schaffen. Angefangen bei einer ehrenamtsfreundlichen Verwaltung über verstärkte Maßnahmen zur öffentlichen Anerkennung des Engagements bis hin zu
Förderprogrammen, welche die Arbeit des Ehrenamts erleichtern und auch attraktiver gestalten, wird der Landkreis den organisierten Sport unterstützen.

Sport & Gesundheit

Wie priorisieren Sie die Gesundheitsförderung und Prävention der Menschen auch hinsichtlich der Wichtigkeit des Sports?

Jantsch: Wir dürfen nicht den Fehler begehen und den Menschen spekulativ in seine Einzelteile zerlegen. Der Mensch ist komplex. Bewegung ist neben Ernährung, Schlaf und Wasser die Essenz des Lebens. Gesundheitsförderung und Prävention muß neu gedacht werden und vor allem verknüpft. Denn wir müssen alle Säulen der Gesundheit gleichermaßen stärken. Unser Körper benötigt eine stetige Reizgebung, daher ist der Sport unerlässlich, wenn ich nicht krank werden möchten.

Peschel: Sport ist sehr wichtig für die Gesundheitsförderung. Ich merke es durch meine Tätigkeit im Landtag selber, dass ich viel zu wenig Sport treibe. Jeder sollte im Rahmen seiner Möglichkeiten, egal ob Wandern, Rad fahren, Schwimmen, Tanzen, etc.... was auch immer, sich sportlich betätigen. Zudem verbindet Sport. Gerade bei Kindern und Jugendlichen müssen wir die Begeisterung für Sport wecken. Es gibt Alternativen zu E-Sport. Gerade in den ländlichen Vereinen fehlen die Kinder, um vollständige Mannschaften für den Vereinssport aufzustellen.

Theile: Gesundheitsförderung muss ansprechend kommuniziert werden und auch „cool“ sein. Als Landrat werde ich deshalb Programme wie „TigerKids - Kindergarten aktiv“ weiter fördern. Jede Schule braucht möglichst ein „grünes Klassenzimmer“ für beweglichen Unterricht draußen und eine Pausengestaltung an der frischen Luft. Ich freue mich über jede aktive und lebendige Zusammenarbeit zwischen Schulen und Sportvereinen zum beiderseitigen Nutzen und möchte solche Kooperationen so gut ich kann unterstützen.

Witschas: Ich nehme wahr, dass auch in unserem Landkreis das Motiv des Sporttreibens zunehmend die Gesunderhaltung ist. Es gibt eine Vielzahl an Studien über Bewegungsmangel, Zivilisationskrankheiten und Fehlernährung in unserer Gesellschaft. Der Vereinssport nimmt hier eine kompensierende Stellung ein und ist ein wichtiger Partner in der Gesundheitsvorsorge. Dem Sport müssen wir auch hier entsprechende Rahmenbedingungen bieten, um dieser Aufgabe gerecht zu werden. Bewegung und Ernährung sind die zentralen Themen, um in den vor uns liegenden Jahren eine gesunde und aktive Bevölkerung im Landkreis erleben zu dürfen.

Sportliche Infrastruktur

Wie beurteilen Sie die infrastrukturelle Situation der Sportstätten (sowohl landkreiseigene als auch in anderem Besitz)?

Jantsch: Genau wie unseren Landkreis! Wir haben Sportstätten, welche sehr gut erschlossen, modern und einladend sind. Jedoch haben wir in der breiten Fläche, gerade im ländlichen Raum noch viel Arbeit vor uns. Hier gilt es nach und nach die alten Sportstätten zu modernisieren. Ein Beispiel wie dies funktionieren kann, unterstützend zu den staatlichen Förderungen, ist der Verein ‚Gemeinsam Zukunft Gestalten‘, dessen Vorsitzender ich bin. Die Grundidee ist, dass jeder Bürger des Landkreises Bautzen, 1€ pro Monat spendet und wir das Geld auf die Vereine umlegen.

Peschel: Ich glaube, dass es im Landkreis sehr viele Möglichkeiten gibt, sich sportlich zu betätigen. Es wird immer Einzelkritik geben, das sdas ein oder andere vielleicht nicht möglich ist. Ich glaube aber, dass sich die Vereine, aber auch Unternehmen im Sportbereich sehr gut selbst organisieren können. Der Landkreis kann bei Problemen behilflich sein. Jedoch ist dies abhängig von den finanziellen Möglichkeiten.

Theile: Als ehemaliges Mitglied vom Ostsächsischen Schwimmverein Kamenz weiß ich genau, mit welchen infrastrukturellen Herausforderungen viele Vereine zu kämpfen haben. Dort, wo Sanierungsstau besteht, müssen Förderprogramme findig und kompetent genutzt werden und im Notfall auch unbürokratische Zwischenlösungen gefunden werden, damit die Vereinsarbeit möglichst bruchfrei weitergehen kann. Wichtig ist auch eine Stärkung des ÖPNV. Eltern sind oft gezwungen, als "Eltern-Taxi" zu fungieren, um ihren Kindern die Nutzung von Angeboten zu ermöglichen. Da möchte ich ansetzen, durch eine bessere Koordination der Angebote, aber auch durch Einsatz innovativer Mobilitätskonzepte, wie etwa Ruf- oder Sammelbussen. Durch Ganztagsangebote und Sportklassen können wir Mobilitätsprobleme zusätzlich mindern.

Witschas: Die Bandbreite reicht hier von neuen Sportstätten mit hervorragenden Bedingungen für den Vereinssport bis hin zu Sporthallen und Sportplätzen, bei denen das Sporttreiben zunehmend schwerer fällt oder nicht mehr möglich ist. Auch die Nutzungszeiten von Sportstätten sind rar und verhindern damit zum Teil die Vereins- und Mitgliederentwicklung in einigen Regionen unseres Landkreises. Eine landkreisweite Sportstättenleitplanung kann uns dabei helfen, zukunftsfähige Rahmenbedingungen bei der Sportinfrastruktur zu schaffen. Das ist eine Aufgabe die wir gemeinsam mit allen Trägern von Sportstätten anpacken müssen, um Lösungen aufzeigen zu können.

Unsere Sportvereine

Welche Bedeutung messen Sie den 380 Sportvereinen im Landkreis Bautzen hinsichtlich einer lebenswerten Region zu?

Jantsch: Unsere Vereine sind Anker und Bindeglied allen gesellschaftlichen Lebens unserer Region. Denn die Vereine prägen unsere Kinder, bilden aus und fördern Potentiale. Zusammenhalt , Teamgeist, Durchsetzungsvermögen, Ausdauer, Geduld etc. werden in und durch die Vereine vermittelt. Ohne die Vereinsarbeit würde ein großer Teil unseres Bildungsfundamentes fehlen.

Peschel: Ich sagte es bereits, Sport ist sehr wichtig und die 380 Sportvereine im Landkreis leisten dabei einen sehr guten Beitrag. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass auch zahlreiche Unternehmen im Fitness- und Sportbereich tätig sind. Auch diese leisten einen sehr wichtigen Betrag und sichern Arbeitsplätze. Die Mischung aus allem macht den Landkreis zu einer lebenswerten Region. Vielleicht gibt es die ein oder andere Sportveranstaltung, die auch national an Bedeutung gewinnt. Sei es im Lausitzer Seenland oder im Bautzner Oberland.

Theile: Zu meinen Lieblingssportarten gehört nicht nur Schwimmen. Ich schaue mir auch gern Triathlon an. Die Besonderheit dieses Sports ist eine ständige Fortbewegung mit verschiedenen Mitteln. Die Strecke muss schnellstmöglich zurückgelegt werden, obwohl die Uhr selbst bei dem Wechsel zwischen den Disziplinen weiterläuft. Die aktive Tätigkeit von 380 Sportvereinen bedeutet für mich eine Fortbewegung, die unsere Region lebenswert macht. Die Uhr läuft weiter. Von uns allen hängt ab, ob wir in 7 Jahren einen noch lebenswerteren Landkreis – mit einer nach wie vor lebendigen Vereinslandschaft – vorfinden werden. Das wünsche ich mir und daran werde ich als Landrat mit aller Kraft arbeiten!

Witschas: Sportvereine sind landkreisweit nicht mehr nur ein Ort für die Absicherung des Sportbetriebs. Sportvereine nehmen verstärkt im hohen Maße Verantwortung auf sich und bewirtschaften Sportstätten, veranstalten Events für tausende Menschen und repräsentieren den Landkreis weit über die eigenen Kreisgrenzen hinweg. Sie tragen durch ihr unbezahlbares Engagement dazu bei, dass wir ein lebenswerter Landkreis sind. Der organisierte Vereinssport ist damit ein wesentlicher bindender Faktor zwischen Wohnen, Arbeiten, Schule und Freizeit. Umso wichtiger ist es auch weiterhin flächendeckend vielfältige Sport- und Bewegungsangebote vorhalten zu können. Das müssen wir als Landkreis unterstützen.

Alle Kandidaten erhielten gleichermaßen die Fragen. Die Reihenfolge ist alphabetisch. Die Bilder sind Eigentum der Kandidaten und für diesen Zweck freigegeben.

Im E-Paper lesen Sie zudem, wie die sportlichen Wahlprogrammen der Oberbürgmeister-Kandidaten in Bautzen, Radeberg und Bischofswerda aussehen.


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