Keine/r soll draußen bleiben
Etwa jedes dritte Kind, im Alter von 0 bis 18 Jahren im Landkreis Bautzen, ist im Sport organisiert, d.h. es ist Mitglied in einem der knapp 400 Sportvereine und betätigt sich dort aktiv. Dies ist eine beträchtliche Zahl. Aber für viele Kinder und Jugendliche ist der Zugang zu Sportvereinen schwierig, da diese mit mehr als 70 Sportarten eine enorme Vielfalt für die Zielgruppe beinhaltet. Die zuletzt zu lange sportfreie Zeit in den Corona-Monaten trug ebenfalls dazu bei, dass weniger Kinder sich bewegen. Knapp 800 Kinder verzeichnet die Mitgliederstatistik von 2020 zu 2021 weniger. Auch die Fülle an weiteren Freizeitangeboten sowie aber auch das fehlende Wissen um die Möglichkeiten ortsnahe Sportvereine aufsuchen zu können, sind Gründe für Kinder und Eltern, Bewegungsangebote nicht nutzen zu können.
Der organisierte Vereinssport wirkt sich positiv auf die Heranwachsenden aus. So stärkt er ihr Selbstwertgefühl, fördert die Persönlichkeitsentwicklung, vermittelt Werte und Normen und unterstützt die gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Miteinander. Mit diesem Ansatz möchte nun auch der Landkreis Bautzen Kindern und Jugendlichen aus sozial schwierigen Lebensverhältnissen helfen, die fördernden Angebote des Vereinssports nutzen zu können. Mit Beschluss durch den Kreistag im Mai dieses Jahres stellt er für das Vorhaben im Doppelhaushalt 2021/ 2022 eine halbe Million Euro zur Verfügung. Träger der Maßnahme wird der Kreissportbund Bautzen mit seinen Mitgliedsvereinen und –verbänden sein. Ziel für den Landkreis Bautzen als stärkstem Förderer des Sports sowie für den Kreissportbund Bautzen als Dachverband des organisierten Sports wird es sein, die Träger der Jugendhilfe in der präventiven sowie auch ambulanten und stationären Arbeit mit Kindern und Jugendlichen zu unterstützen. In den letzten Jahren sind die Kosten im Bereich Hilfen zur Erziehung kontinuierlich gestiegen, da auch die Fallzahlen sowie der individuelle Betreuungsaufwand stetig zunahmen. Mit dem Projekt unter dem Arbeitstitel „Kids“ – Kinder in den Sportverein, soll eben jene Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen besonders in den Fokus rücken, um ihnen in der gemeinsamen Betreuung weitere allgemein zugängliche und persönlichkeitsfördernde Angebote unterbreiten zu können. Der erhoffte positive Effekt: Je mehr Kinder Angebote des organisierten Sports nutzen, könnten Ausgaben im Bereich der Hilfen zur Erziehung perspektivisch stagnieren oder sogar sinken.
Was soll geschehen?
In den letzten zwei Monaten wurde das Konzept erarbeitet, mit der Kreisverwaltung an die Strukturen der Jugendhilfe angepasst und in den Netzwerktreffen den Trägern der Jugendhilfe vorgestellt und diskutiert. Dabei zeigten sich die agierenden und erfahrenen Akteure aus der Jugendhilfearbeit interessiert und offen für die neuen Impulse und zeigten sinnvolle Schnittstellen für eine Zusammenarbeit auf. Bereits vor und in den Sommerferien werden erste Maßnahmen umgesetzt. Dazu zählen kleine Sportfeste und ergänzende Angebote im Rahmen von Ferienmaßnahmen. Für den Kreissportbund ist nun vorrangig das Ziel, die Träger der Jugendhilfe mit den Handlungsschritten für das Projekt bekannt zu machen. Das passiert neben den bereits erwähnten Sportfesten, auch über Schnupperangebote im Rahmen von Sportkursen, verbunden mit dem Ziel der langfristigen Bindung der Zielgruppe bei den Angeboten des organisierten Vereinssports im Landkreis Bautzen. Die Herausforderung dabei ist die flächendeckende, landkreisweite Sicherstellung von Bewegungsangeboten, die auch speziell die Zielgruppe von verhaltensauffälligen Kindern und Jugendlichen bedienen. Hier soll auf bereits erfahrene Akteure aus der Sportvereinslandschaft Bezug genommen werden, die in den letzten Jahren verstärkt mit den Trägern der Jugendhilfe kooperiert haben. Die beschriebene Zielgruppe soll dann breitflächig über die verschiedenen Träger in den Kitas, Schulen, Jugendfreizeittreffs, aber auch in der mobilen Jugendarbeit sowie den ambulanten und stationären Hilfen für die verschiedenen Angebote gewonnen werden.
Projekt soll bis Ende 2022 laufen
Eine weitreichende und eine für alle Akteure mehrwertschaffende sowie gelebt Vernetzung und Umsetzung der Maßnahmen wird in der geplanten Projektlaufzeit bis zum 31.12.2022 eine große
Herausforderung werden. Bisher lässt sich absehen, dass ein Großteil der definierten Zielgruppe noch nicht in den Strukturen des Sports verankert ist. Doch gerade für sie sollen zukünftig Angebote gefunden bzw. geschaffen werden. Das betrifft derzeit allein bei den ambulanten und stationären Hilfen etwa 1.400 Kinder und Jugendliche. Hinzu kommen die Kinder und Jugendlichen aus der präventiven Jugendarbeit. Vorrangig müssen also
Zugänge geschaffen werden, die über mögliche Angebote informieren und die Neugier für den Sport wecken, verbunden mit dem Ziel, jedem Kind die Chance zu geben, auch in einem Sportverein gesund und persönlichkeitsfördernd aufzuwachsen. (LB)